Probleme mit dem Plektrum

Viele Gitarristen klagen darüber, dass sie ein Plektrum nicht stabil zwischen den Fingern halten können. Die Übergänge zwischen Daumen und Plektrum sowie Plektrum und Zeigefinger werden als sehr rutschig empfunden. Das Plektrum fängt an zu wandern, bis es schließlich nicht mehr gehalten werden kann und zu Boden fällt.

Alle mit dem Plektrum spielenden Gitarrist:innen haben dieses Problem am Anfang. Aber das legt sich mit der Zeit. Mit viel Übung lernt das Gehirn über die Sensorik der beiden beteiligten Finger nach und nach, das Plekrum in winzigen Korrekturen in der richtigen Position zu halten. Das Gehirn merkt erstaunlich schnell, wann sich das Plektrum nicht mehr in der stabilen Grundposition befindet und gibt unverzüglich feinmotorische Befehle an Daumen und Zeigefinger, durch kleinste Korrekturbewegungen die stabile Position wieder herzustellen.

Am Anfang merkt man als Spieler diese vom Gehirn in Auftrag gegebenen Korrekturen noch, weil sie "sehr grob und unbeholfen" ausfallen. Mit der Erfahrung erlangt das Gehirn jedoch Expertise, und die Korrekturen werden immer feiner und finden viel häufiger statt, sodass sie gar nicht mehr wahrgenommen werden - sie laufen unbewusst ab. Das Gehirn hat gelernt, was es tun muss, damit das Plektrum nicht mehr aus den Fingern fällt. Dieser Prozess kann individuell verschieden mehrere Wochen dauern.

Nun gibt es aber diese Ungeduldigen, die nicht so lange warten können und für das rutschende Plektrum sofort eine Lösung wollen. Der Markt hat darauf reagiert und verkauft - für unwahrscheinlich viel Geld - rutschfeste Plektren, die sogar den Versprechen der Verkäufer gemäß richtig gut funktionieren. Auch wenn es in verkaufsfördernder Absicht gerne heißt, namhafte Gitarristen würden ebenfalls rutschfeste Plektren benutzen, tut sich aber kein Gitarrist einen Gefallen damit, sie wirklich zu verwenden.

Es ist richtig, diese Plektren kleben förmlich zwischen Daumen und Zeigefinger und haben kaum eine Chance herauszufallen. Sie funktionieren wirklich. Aber das Gehirn bekommt unter Verwendung dieser rutschfesten Plektren auch keine Chance, den Umgang mit normalen Plektren zu trainieren. Sollte eines Tages mal kein rutschfestes Plektrum zur Hand sein, kommt der mit normalen Plektren ungeübte Gitarrist schnell in Schwierigkeiten. 

Es gibt zwei simple Tricks, um das Problem der herausfallenden Plektren schneller anzugehen. Da das Rutschen des Plektrums hauptsächlich fettigen Fingern geschuldet ist, sollten vor dem Gitarrespielen die Hände UND das Plektrum mit Seife gewaschen werden. Das hilft, wirkt aber nur bis zur automatisch erfolgenden, körpereigenen Nachfettung oder bis der Gitarrist in die nächste Chipstüte greift. Dann sind die Finger wieder fettig. Sich zwanzigmal in einer Stunde (dann ist die Tüte leer) die Hände waschen, das macht niemand.

Wer sich nicht die Hände waschen will, für den gibt es einen weiteren, äußerst wirkungsvollen Trick, um - zwar nicht immer die ganzen Hände, wohl aber Daumen und Zeigefinger - fettfrei zu halten: Feuchtetücher. Ich habe verschiedene ausprobiert, am besten waren die billigen von JA. Immer wenn man das Gefühl hat, die Finger werden wieder fettig und das Plektrum beginnt zu rutschen, genügt ein kurzer Fingerspitzengriff in das Feuchtetuch, vielleicht auch noch bei der Gelegenheit das Plektrum kurz abwischen, und das Gitarrenspiel mit fest sitzendem Plektrum kann weitergehen.

Um nicht bei jeder anstehenden Fingerfettmaßnahme ein neues Feuchtetuch nehmen zu müssen, bietet es sich an, ein Feuchtetuch mehrmals zu benutzen. Damit es nicht so schnell austrocknet, hält man es - zum Beispiel unter einer leicht zu öffnenden Butterdose - luftdicht verschlossen.